Normalerweise ist es üblich, den Gin herzustellen, indem man Alkohol destilliert und ihn anschließend direkt in Flaschen abfüllt, um ihn zu verkaufen. Natürlich kann man ihn auch gleich nach der Herstellung trinken, die Lagerung aber ist sehr untypisch. Nicht aber beim Reserve Gin.
Dieser Gin Typ zeichnet sich dadurch aus, dass er eine bestimmte Zeit lang in einem Fass gelagert wird. Der Zeitraum kann je nach Sorte zwischen einigen wenigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren dauern. Üblicherweise nimmt man dafür Eichenholzfässer, die während der Zeit der Lagerung Aromen an den Gin abgeben. Häufig werden alte Brandy-Fässer für diesen Prozess verwendet, das soll der Spirituose vor allem mehr Tiefe im Geschmack verleihen.
Die Lagerung macht den holzgereiften Gin zu etwas ganz besonderem, und damit, je nach Sorte, auch noch ein gutes Stück teurer als herkömmliche Gin Typen.
Aber warum wird Gin überhaupt gelagert? Vor allem versucht man dadurch den Geschmack des Alkohols weicher und runder zu machen, den Geschmack also aufzuwerten und ihm dadurch ein kräftigeres Aroma zu verleihen. Durch die verschiedenen Botanicals ist Gin an sich bereits sehr geschmacksintensiv, weshalb man es lange für überflüssig hielt, den Gin zusätzlich zu lagern. Durch die Lagerung wird mittlerweile aber versucht, eine Alternative zu dem meist trockenen und kräftigen Gin herzustellen, der meist in Kombination mit Tonic Water getrunken wird. Der Gin Geschmack kann sich bei diesem Typ sehr lange entwickeln, und soll dadurch runder und facettenreicher werden. Dadurch sollen die Aromen des Gins so intensiv werden, dass man ihn lieber pur als gemischt trinkt.
Gelagert wird der Reserve Gin meistens in kleinen Fässern, um möglichst viel Holzkontakt zu gewährleisten. Dadurch bekommt die Spirituose auch eine dunkle Färbung, obwohl Gin im Normalfall sonst sehr klar ist.
Informationen zum Reserve Gin
- ein klassischer Gin wird nach dem Destillieren nicht sofort in Flaschen abgefüllt sondern in kleinen Holzfässern gelagert
- meist werden bereits benutzte Brandy Fässer verwendet um den Gin ein ganz besonderes Aroma zu geben
- der Reserve Gin ist meist leicht bräunlich bzw. rötlich, das passiert durch die Reifung im Fass
- viele Reserve Gins wirken im Gaumen milder
- die Lagerung macht den Reserve Gin teuerer
Vorgestellt: Reserve Gin / Aged Gin
Reserve Gin gehört zu den inoffiziellen Gin-Sorten. Inoffiziell? Ja, da die EU Spirituosenverordnung in Europa regelt, was genau Gin genannt werden darf und wie dieser bezeichnet werden muss. Reserve Gin gehört nicht dazu, hat sich aber trotzdem seit etwa 2015 als eigenständige Kategorie etabliert.
Beim Reserve Gin handelt es sich um einen Gin, der nach der Destillation für eine gewisse Zeit in einem Holzfass gelagert wird. Dadurch schimmert der Gin oft goldbraun. Einige Hersteller nennen die Sorte auch „Aged Gin“
Wie bei allen Gin-Sorten lässt sich aus dem Namen der Sorte nur bedingt auf einen typischen Geschmack schließen.
Herstellung von Reserve Gin

Die Herstellung des Gins unterscheidet sich in den meisten Schritten nicht von der Herstellung anderer Gins. Die Zutaten, allen voran der Wacholder, wird in einem neutralen Alkohol mazieriert (ziehen gelassen), so dass dieser die Aromen der sog. Botanicals annimmt. Im Anschluss wird das Gemisch in die Brennblase gepackt und destilliert.
Die Besonderheit in der Herstellung des Reserve Gins ist die Lagerung: der Gin wird in Holzfässern gelagert. Dabei gibt es weder Vorgaben für die Dauer der Lagerung, noch das zu verwendende Holzfass. Neben dem Gin selbst machen nämlich genau diese beiden Kriterien machen den Geschmack des fertigen Produktes aus.
Lagerung & Aging von Gin-Sorten im Vergleich
Einen Gin zu lagern lässt sich kaum als innovative Idee verkaufen. Das hat gleich mehree Gründe. Erstens ist der geneigte Spirituosentrinker gewöhnt, dass Spirituosen gelagert werden. Durch die erweiterte Produktionszeit sind gelagerte Spirituosen in der Regel erst einmal teurer. Keine ganz schlechte Idee also, um eine neue Premium-Kategorie innerhalb des Gin-Segments zu etablieren. Aber eben auch nichts neues.
Zudem werden auch zahlreiche andere Gins gelagert, unabhängig von der jeweiligen Gin-Sorte. Dabei geht es nicht darum, den „Geschmack nachreifen zu lassen“. Man lagert den Gin nach der Destillation in neutralen Behältern, wie zum Beispiel Ton, die keine Aromen abgeben. Nach eins bis vier Wochen erhält man so ein „runderes Destillat“, da auch Gin direkt nach der Destillation Zeit braucht, um sich zu beruhigen.
Schaut man in die Gesichtsbücher, dann ist aber selbst die Lagerung von Gin im Holzfass nichts neues. Histortisch betrachtet war die erste Gin-Sorte wohl der sog. „Old Tom Gin“, ein gesüßter Gin. Dieser wurde nicht absichtlich im Holzfass gelagert, sondern man musste. Die Glasfalsche zum Transport zum Endkunden war zu dieser Zeit schlicht noch nicht erfunden… Deshalb findet man auf zahlreichen historischen Bildern, die sich mit Gin beschäftigen, den Gin in großen Holzfässern.
Charakteristischer Geschmack von Reserve Gin
Die unterschiedlichen Gin-Sorten geschmacklich zu vergleichen geht kaum. Die EU Spirituosenverordnung legt nur bedingt fest, wie eine bestimmte Gin-Kategorie zu schmecken hat (vornehmlich nach Wacholder), sondern vor allem, wie diese hergestellt wird. Das gilt zu großen Teilen auch für inoffizielle Gin-Sorten wie New Western Dry Gin (der vor allem kaum noch nach Wacholder schmeckt), oder eben Reserve Gin.
Ein geschmacklicher Charakterzug eines Reserve Gins ist die Lagerung im Holzfass. So erinnert der Gin oft an andere, fassgelagerte Spirituosen. Wem die nicht schmecken, der hat auch an einem Reserve Gin überhaupt keine Freude.
Doch Reserve Gin ist auch geschmacklich nicht gleich Reserve Gin: der Ausgangsgin unterscheidet sich von Brenner zu Brenner. Genauso sollte man bei der Verkostung darauf achten, wie lange der Gin gelagert wurde. Grundregel: je länger, desto intensiver ist das Aroma des Holzfasses.
Drittes Kriterium, das den Geschmack des Reserve Gins ausmacht, ist das Holzfass an sich. Hier sind der Kreativität des Destillateurs keine Grenzen gesetzt. Verbreitet sind Gins die in neutralen Holzfässern, Weinfässern oder Sherry-Fässern gelagert wurde. Und genau diese Aromen findet man dann auch im Gin wieder. Mag ich also keinen Sherry, dann ist ein Reserve Gin, der im Sherry-Fass gelagert wurde ganz sicher nichts für mich.
Was macht einen guten Reserve Gin aus?
Die Qualität von Gin zu beurteilen ist nicht immer einfach. Geschmack ist etwas objektives, jeder hat bestimmte Neigungen und Abneigungen. Und erlebt einzelne Aromen unterschiedlich intensiv. Trotzdem gibt es einige Kriterien, die bei der Beurteilung der Qualität helfen:
- Alkoholische Noten sollten nicht den Geschmack des Gins prägen, auch wenn dieser oft mit ca. 45 %Vol. ins Glas kommt. Oft kommt „der sprittige Geschmack“ nicht einmal unbedingt von Alkohol selbst, sondern durch zu viel Koriander im Gin. Alkoholische Noten findet man beim Reserve Gin aber durch die Lagerung im Holzfass nur selten. Diese sind schnell überdeckt.
- Farbstoffe und andere Zusatzstoffe. Diese haben im Reserve Gin nichts verloren. Die Farbe kommt aus dem Holzfass, nachfärben des Gins ist nicht angebracht.
- Der Gin, aus dem ein Reserve Gin gemacht wird, sollte noch geschmacklich erkennbar bleiben. Es geht gerade um die Balance zwischen Aromen des Gins und einer Verfeinerung durch die Fasslagerung. Es geht eben nicht darum, einfach alle Aromen des Gins zu überdecken.
- Harmonie: natürlich müssen Gin und das was vorher im Fass war auch irgendwie zusammen passen.
Wie trinkt man Reserve Gin?
Die Frage lässt sich mit sehr wenigen Worten beantworten: Pur. Und nur selten als Gin & Tonic.
Das beantwortet auch die Frage, für wen Reserve Gin etwas ist recht schnell: Menschen, die gerne pure Spirituosen trinken, oder Freude an klassischem Gin haben.